Die 12 Zeichen beschreiben in symbolischer Weise Entstehen und Werden,
Vergehen und Wiedererstehen des Lebens und der Welt.

Eine Synthese der Lehren Sándor Belcsáks und Wolfgang Döbereiners | von Boro Petric

 

Widder

… ist das Zeichen des Anfangs, des Neubeginns, des Eindringens in den Raum. Es ist der Wille zum Sein, der erste Impuls des Lebens – der Impuls, zu leben. Es ist die noch völlig körperlose Energie, die in den Raum eindringt – ziel- und richtungslos. Es ist das Zeichen der Geburt und der Entstehung.

Stier

… ist das Zeichen der Erhaltung. Hier dringt der Geist (Feuer) in die Materie (Erde), wird die Energie, die in Widder eingesetzt wurde, bewahrt und konserviert. Die Energie des Widders wird hier zum Potential, zur Stärke, die verharrend in sich ruht. Im Stier wird der Raum, in den die Widder-Energie eingedrungen ist, abgesichert und umgrenzt – dies geschieht durch den Körper. Der Körper begrenzt und sichert das Leben und nimmt es für sich in Besitz.

Alles Körperliche (=Materielle) ist Stier, alles an die Körperlichkeit Gebundene ist Stier, so auch die körperliche Wahrnehmung und in weiterer Folge die Sinnlichkeit. Wobei es hier stets um das Eigene (Besitz!) geht, um den eigenen Körper(bereich) und die Versorgung und Erhaltung des Eigenen. Das Andere existiert hier noch nicht, es geht hier um die Absicherung von sich selbst und der eigenen Existenz.

Zwillinge

… ist das Zeichen der Verbindung jener Körperlichkeiten, die in Stier entstanden sind. Es ist somit das Zeichen des ersten Kontakts (zwischen zwei Einheiten sowie zwischen einer Einheit und ihrem Umraum). Dieser Kontakt kann noch kein tiefgehender sein, sondern hat lediglich die Aufgabe, sich selbst in seiner (über die Körperlichkeit hinausgehenden) Funktion(sweise) und Eigenart zu definieren.
In den Zwillingen treten die entstandenen Körper in Kontakt – doch sie wollen nicht einander als viel mehr sich selbst kennenlernen. Das Zeichen dient somit der Orientierung und Bewegung in der Welt und dem Erwerb von Informationen über sich selbst (zwecks Selbstdefinition und Identifizierung), ohne dadurch gleich zu einem tieferen Verständnis der Welt und von sich selbst zu gelangen.

Krebs

… ist das Zeichen der Vermehrung, des Eindringens in den Innen-Raum, den wir „Seele“ nennen. Im Krebs verschmelzen die zwei Körperlichkeiten, die in Zwillinge in Kontakt getreten sind. Die scheinbare Ursache dieser Verschmelzung (die in Wahrheit jedoch auch deren Ergebnis sein könnte) ist das Gefühl, eine seelische Regung, eine vage (unspezifische) Ahnung von Zugehörigkeit, eine Erinnerung an die gemeinsame Zukunft! (Denn im Kreislauf des Lebens sind Zukunft und Vergangenheit weder von einander zu trennen noch zu unterscheiden.)
In diesem Zeichen entsteht der zweite Impuls des Lebens; der Impuls, sich zu vermehren. Mütterlichkeit, Fürsorglichkeit und Häuslichkeit sind lediglich eine Folge dieses Impulses, sie sind weit weniger auf das Wohl des Hervorgebrachten ausgerichtet als viel mehr auf das Erhalten des Hervorbringenden sowie des Hervorbringens selbst.

Löwe

… ist das Zeichen des Lebens im Sinne des Gebärens. Die in Krebs vorgenommene Verschmelzung, die Verschmelzung zweier Körperlichkeiten gebirt hier eine dritte Entität (Ganzheit), das „Kind“. Es ist das Zeichen der Kreativität, des Erzeugens aus sich heraus, also aus etwas bereits Vorhandenem – im Gegensatz zum Widder und seiner Entstehung aus dem Nichts (bzw. aus dem All!) Denn ebenso wenig wie Zukunft und Vergangenheit, sind auch All und Nichts von einander zu trennen.

Löwe ist das Zeichen der Potenz (im Gegensatz zum Potential des Stiers), des Könnens (im Gegensatz zum Tun der Jungfrau), des Interesses.
Löwe ist auch das Zeichen der Erhaltung des zweiten Lebensimpulses, des Gefühls. Und das Gefühl wird durch Lebenslust und Freude an sich selbst und seinen Möglichkeiten erhalten. Dieser Lebensfreude kann auch zuweilen das Leben selbst untergeordnet werden. Der Drang, kreativ zu sein, etwa wäre dann größer als das Bestreben, sich selbst zu erhalten.

Jungfrau

… ist das Zeichen der Anpassung: Damit die Lebendigkeit des Löwens bestehen kann, muss sie auf die gegebenen Umstände Rücksicht nehmen. Das ist allerdings keine Rücksichtnahme auf die Anderen, sondern lediglich eine Rücksichtnahme auf die Notwendigkeiten seiner selbst (des eigenen Körpers), die Voraussetzung sind, um das eigene Leben ausdrücken zu können.

Einfacher formuliert: Die Jungfrau versorgt den Löwen mit allem Lebensnotwendigen, damit er tätig und lebendig sein kann. Sie muss sich mit den kleinen Dingen des Lebens herumschlagen, damit der Löwe das Große hervorbringen kann. Sie ist somit das Zeichen der Ernährung und Gesundheit, des körperlichen Wohlbefindens und Funktionierens, das auch Hygiene und Kosmetik umfasst.

Jene „seelische Funktion, die diese Aussteuerung des Lebens an die Bedingungen der Umwelt“ (Döbereiner) vornimmt, heißt Vernunft – das Hauptmerkmal der Jungfrau.
Anm.: Es ist streng zwischen Vernunft (=einer seelischen Funktion; Jungfrau) und Verstand (=einer geistigen Funktion, dem höheren Wissen, der Annäherung an die Wahrheit; Schütze) und dem Verstehen (=einer körperlichen Funktion, der Informationsaufnahme; Zwillinge) zu unterscheiden.

Waage

… ist das Zeichen der Begegnung und Partnerschaft. Erst hier kommt es zur Beziehung zweier Einheiten, die in einer Verbindung nach Ganzheit streben, ohne dabei ihre Eigenart und Individualität aufzugeben. Zu so einer Begegnung kann es erst kommen, wenn die – auf den eigenen Körper und die eigene Seele gerichteten – Entwicklungsstufen bis Jungfrau durchlaufen wurden, wenn also gelernt wurde, die eigenen Bedürfnisse und die Bedürfnisse des Körpers und der Gefühle zu achten. Erst, wer für sich sorgen kann (in gewisser Weise egoistisch sein kann), ist demnach beziehungsfähig.

Im Gegensatz zu den Zwillingen ist die Begegnung der Waage auf ein Du gerichtet, während die Kontakte der Zwillinge dem Ich und dessen Definition dienen. Zwillinge fragen: Wer bin ich? – Waagen: Wer bist Du? (Daher definieren Waagen sich selbst auch über die anderen.)

In der Waage entsteht der dritte Lebensimpuls, der Impuls zur Beziehung – auch Liebe genannt oder oft damit verwechselt. Dieser Impuls ist nämlich weder emotional noch gefühlsbedingt oder gefühlsorientiert! Die Liebe hat nichts mit einem selbst zu tun (wie etwa die Gefühle des Krebses oder die Lust des Löwens), sondern ist von sich losgelöst auf ein Nicht-Ich (Du) gerichtet!

In der Waage dringt die Energie in den Fremd-Raum ein. – Während im Widder die – noch richtungslose – Energie entsteht, entsteht in der Waage die – energielose – Richtung bzw. Bewegung und somit das Denken sowie die Information, wo es „lang gehen soll“.
Die Liebe ist ein Kind des Geistes (nicht der Vernunft!), sie entspringt einem höheren Wissen (Weisheit) und ist nicht die Folge tieferer Triebe (Gefühle und Lust). Deshalb wird auch in alten Mythen die Liebe bzw. ihre Göttin Venus-Aphrodite aus dem Kopf von Göttervater Zeus-Jupiter geboren.

In anderen Entstehungsmythen wird Venus-Aphrodite aus den Genitalien des entmannten (Symbol für Geschlechtslosigkeit) und wie verrückt Neues hervorbringenden Himmelsvaters Uranus geboren. Die Liebe wird also auch hier als eine geistige Schöpfung, als eine im innersten eigentlich geschlechtslose (asexuelle) – geradezu verrückte – Idee (eines nicht ganz zurechnungsfähigen Gottes) dargestellt.

Wie auch immer: Die Liebe ist entweder ein Kind des Glaubens, des Geistes (Jupiters) oder des Verrücktseins (Uranus)

Anm: Stier-Venus (Venus als Morgenstern) und Waage-Venus (Venus als Abendstern) sind zu unterscheiden. Die Stier-Venus liebt aus Eigennutz; sie will das Beste für sich, zwecks Erhaltung des (eigenen) Lebens und materieller Sicherheit; sie will besitzen. Die Waage-Venus liebt der Liebe und des Liebens wegen. Diese Form der Liebe dient der Idee einer Beziehung. Sie will das Beste für die anderen.

Skorpion

… ist das Zeichen der Bindung an die Beziehung und der Auseinandersetzung mit dem anderen. Bindung ist die Erhaltung der Energie bzw. der Bewegung, die in den Fremd-Raum eingedrungen ist. Durch das Eindringen in den Fremd-Raum ist eine Konfrontation und Auseinandersetzung mit dem Fremden = mit dem Nicht-Ich zwangsläufig. Diese Auseinandersetzung erfolgt jedoch nicht körperlich, sondern geistig im Sinne eines Erforschens des Anderen und eines Wechselspiels mit dem Anderen. Die (geistige) Auseinandersetzung, die sich mit Intensität und Leidenschaft vollzieht, erzeugt eine Vorstellung vom Anderen und der Welt.

Die Vorstellung hat sich zwar an der Welt zu orientieren, sie hat jedoch auch die Macht, Kraft ihrer Ideen neue Wirklichkeit zu erschaffen.

(Das beinhaltet auch die Versuchung, die Welt gestalten zu wollen – zu „verbessern“ bzw. zu formen nach den eigenen Vorstellungen. Dann verkommen die Vorstellungen zur fixen Idee, zur Ideologie; und es wird Macht über den Anderen ausgeübt.)

Schütze

… ist das Zeichen des Verstehens, des Zusammenfügens aller Einzelheiten des Lebens zu einem großen Bild. Es ist das Zeichen der Weisheit und der Einsicht in den Sinn des Daseins bzw. des Strebens danach. Was der Skorpion erforscht und was die Zwillinge (das Gegenzeichen des Schützens) an Informationen gesammelt haben, fügt der Schütze zu einer Einheit und Gesamtschau zusammen, die sich zum Verständnis des Daseins und seines Sinns verdichtet.
Der Schütze befreit von der Ungewissheit (und Unwissenheit), gibt aber keine Sicherheit im Sinne von Beweisen, sondern verlangt Hingabe und Glauben. Er erweitert unsere Existenz, da er sie in den Zusammenhang mit dem Großen und Ewigen stellt. Er veranschaulicht uns zwar einerseits unsere Kleinheit, erhebt uns andererseits, indem er uns zu einem Teil im göttlichen Ganzen erklärt. All sein Streben ist auf das Ferne und Fremde, auf das Eine und Göttliche ausgerichtet.

Steinbock

… ist das Zeichen des Resultats, der Bestimmung des Lebens und des „Schicksals“ – ein Wort das meist falsch verstanden wird: Schicksal bezeichnet nicht das, was uns von außen zustößt und widerfährt; sondern es bezeichnet das Ergebnis und Ziel unseres (!) Lebens. Es ist somit nichts Fremdes, sondern ein uns Innewohnendes und zutiefst Zugehöriges, ein höheres Wissen von uns selbst, das uns dorthin führt, wo es gut und richtig für uns ist.

Aus dem Verstehen des Lebens (Schütze) entsteht automatisch die Erkenntnis, dass alles so ist, wie es sein muss. Steinbock ist daher das Zeichen des Zuendebringens und der Vollendung, der Vollkommenheit und des Erfolgs. Das Zeichen der Erkenntnis, dass das Leben immer Recht hat und es stets besser weiß.
Es ist das Ende und somit das Zeichen unserer Grenzen, innerhalb derer unser Leben geschützt ist und wir uns frei bewegen können. Diese Grenzen sind nicht bloß räumlich, sondern auch zeitlich. Denn im Steinbock erfolgt das Eindringen in die Zeit; denn alles Begrenzte und jede Bestimmung haben ihre Zeit.

Hier ist der vierte Impuls des Lebens, der alle anderen drei Impulse in sich vereint und hervorbringt: das höchste Bewusstsein, das sich uns eben als Schicksal (= als Geschick, als von einer „Gottheit“ Geschicktes) offenbart, und das es anzunehmen, sprich zu leben gilt.

Der Steinbock ist das Zeichen des Endes; und der Widder ist das Zeichen des Anfangs. Folglich müssen die zwischen diesen beiden Zeichen liegenden Zeichen – Wassermann und Fische – Sonderpositionen einnehmen: Wassermann ist das Zeichen „vor dem Anfang“; und Fische ist das Zeichen „nach dem Ende“.

Wassermann

… ist das Zeichen der Veränderung, der Aufhebung der Unterschiede. Nachdem im Steinbock der Lebensprozess zu seinem Höhe- und scheinbaren Endpunkt gelangt ist, bedarf es einer Veränderung des Erreichten, so nicht alles in Erstarrung verharren soll. Es tritt eine Art Recycling-Prozess ein: Die Vorbereitungen auf einen neuen Kreislauf. Deshalb ist der Wassermann auch das Zeichen „vor dem Anfang“ – wie die Fische das Zeichen „nach dem Ende“ sind.
Hier werden die Unterschiede des Erreichten aufgehoben bzw. das in allem Gleiche hervorgehoben und erfahren, um nach dem Einswerden in Fische das Neue im Widder zu ermöglichen. Doch wird weniger die Gleichheit als viel mehr die Gleichwertigkeit (bei aller Unterschiedlichkeit) hervorgehoben. Der Wassermann ist das Zeichen der Erfahrung, des kollektiven Wissens, aus dem die Idee für das Neue entsteht.

Daher ist es auch das Zeichen der Französischen Revolution mit ihren Idealen von Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit sowie das Zeichen jeder Form des Humanismus und des Eintretens für die Menschenrechte, insbesondere des Rechts auf Individualität (auf das Anders-Sein).

Fische

… ist das Zeichen der Auflösung. Nach Aufhebung der Unterschiede und Hierarchien durch den Wassermann erfolgt die Auflösung der Grenzen. Hier wird alles eins, es ist das Zeichen der All-Ein-Heit und der Allverbundenheit. Diese Allverbundenheit zieht sich über alle Räume und Zeiten, zu denen wir durch den Geist (Sensibilität und Spiritualität) der Fische Zugang bekommen.

Hier ist jegliche Form (von Individualität ) aufgelöst. Es ist das Urmeer, es ist das „Alles Mögliche“, aus dem –gemäß den Erfahrungen des Wassermanns und seines Wissens um das Notwendige – im Widder wieder das Neue hervorsteigt.

Während die Fische das „Alles Mögliche“ sind, ist die Jungfrau das „Nichts Wirkliche“ bzw. das Wirkliche. Denn was wirklich ist, ist nicht möglich! Da es ja schon verwirklicht wurde.

Die Wahrheit ist stets ein Teil der Fische und unterliegt der Region des Neptuns; die Wirklichkeit hingegen ist nie eine Wahrheit, sondern eine Illusion, bestenfalls ein Schatten der Wahrheit.